Wenn fehlender Impfschutz bei Kita-Kindern zum Fall für die Polizei wird…

In Italien gibt es derzeit zehn Pflichtimpfungen für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 16 Jahren. (Symbolfoto: VRD / Adobe Stock)

In Frankreich gibt es eine Impfpflicht. In Italien sind seit Januar 2018 ebenfalls etliche Impfungen Pflicht. In Deutschland wird lediglich an die Vernunft der Eltern appelliert. Ein Gesetzesbeschluss wie in Frankreich und Italien scheint da noch in weiter Ferne. Doch gerade in Italien wird mit gesetzlicher Härte gegen Eltern vorgegangen, die ihre Kinder nicht impfen lassen. Und auch für den Besuch von Kita oder Kindergarten hat die Impfpflicht erhebliche Konsequenzen…

Zehn Pflichtimpfungen in Italien

Für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 16 Jahren gibt es derzeit in Italien folgende Pflichtimpfungen:

• Kinderlähmung
• Diphterie
• Tetanus
• Hepatitis B
• Keuchhusten
• Haemophilus influenzae B
• Masern
• Röteln
• Mumps
• Windpocken

Darüber hinaus werden weitere Impfungen empfohlen:

• Rotavirus
• Pneumokokken
• Meningokokken B
• Meningokokken C

Was passiert, wenn Kinder nicht geimpft sind?

Kommen die Eltern einer schriftlichen Einladung zu den Impfungen nicht nach, so hat das bei der Einschreibung in Kita oder Kindergarten Konsequenzen. Diese nämlich verlangen einen Nachweis (seit kurzem ist auch eine Selbstauskunft möglich) über die erfolgten Impfungen (oder aber eine Bestätigung über die Befreiung von Impfungen, sofern denn schwerwiegende gesundheitliche Gründe vorliegen). Können Eltern den nicht erbringen, werden die Anmeldeunterlagen meist gar nicht erst angenommen. Bei der späteren Vergabe der Kindergartenplätze bleiben nicht geimpfte Kinder außerdem außen vor. Das italienische Parlament hat dieses Vorgehen erst im Juli 2017 beschlossen. Impfgegner waren in Italien zu Tausenden auf die Straße gegangen, um gegen diesen Beschluss zu protestieren. Doch das Gesetz kam – um eine Ausbreitung hochansteckender Krankheiten und Erreger effektiv zu unterbinden.

Wenn Eltern sich weigern… 

Aber nicht nur das: Neben der Verweigerung eines Kindergartenplatzes werden Eltern, die ihren Kindern die Schutzimpfungen verwehren, auch zur Kasse gebeten: Zwischen 100 und 500 Euro betragen die Bußgelder, die Impfgegnern aufgebrummt werden. Von der Impfpflicht befreit sind sie dadurch nicht. Zwischenzeitlich waren sogar einmal Bußgelder in Höhe von bis zu 1000 Euro geplant. Zuletzt hatte etwa die Impfrate bei Babys in Italien nur bei 87,3 Prozent gelegen. Seit Einführung der Impfpflicht ist sie laut Ärzteblatt auf 91,7 Prozent angestiegen. Doch die Weltgesundheitsorganisation WHO macht unmissverständlich klar, dass eine Impfquote von mindestens 95 Prozent erforderlich sei, um eine Epidemie zu verhindern. Allein 2016 hatte es in der EU 14.451 registrierte Masernfälle gegeben. 30 davon endeten tödlich. Italien war das Land, das mit 5004 Fällen (davon vier Todesfälle) nach Rumänien (5560 Fälle) am meisten betroffen war. Grund genug für die Regierung, in die Entscheidungsfreiheit der Eltern einzugreifen. Denn Masern sind hochansteckend: Noch im April diesen Jahres starb ein zehn Monate altes Kind in Sizilien. Noch zu jung, um gegen Masern geimpft zu werden und zudem mit einem Herzfehler geboren. Angesteckt hatte es ausgerechnet die eigene – nicht geimpfte – Mutter. Das übrigens ausgerechnet zu einer Zeit, in der die italienische Spielwarenindustrie eine Masernpuppe auf den Markt bringt.

 

Eltern versuchen, die Impfpflicht zu umgehen

Dennoch gibt es weiterhin Eltern, die in den Schutzimpfungen keine Notwendigkeit sehen. Eltern, die ihre Kinder nach wie vor nicht impfen wollen. Erleichtert wird ihnen das – so scheint es – durch eine Entscheidung der neuen italienischen Regierung. Diese nämlich hat entschieden, die Impfpflicht etwas zu lockern. Für die Einschreibung in Kita, Kindergarten und Schule sind eine Bestätigung der Gesundheitsbehörde oder ein Vorlegen des Impfpasses nicht mehr erforderlich. Es reicht eine Selbstauskunft über die erfolgten Impfungen. Die Impfgegner jubelten und machten teils folgenschwere Fehler…

Wenn fehlende Impfungen die Polizei auf den Plan rufen…

Mit einer Selbstauskunft die Impfpflicht umgehen? Wohl kaum! 55.700 Zertifikate und Selbstauskünfte wurden in Italien zu Beginn des neuen Kindergarten- und Schuljahres stichprobenartig überprüft. Bedeutet: Die Carabinieri nahmen sich einen Teil der insgesamt 16.694 abgegebenen Selbstauskünfte genauer vor und fragten den aktuellen Impfstatus bei der Gesundheitsbehörde ab. In 55 Fällen der Stichproben hatten Eltern bewusst eine Falschauskunft gegeben. Sie alle erhielten eine Anzeige. Impfen müssen sie jetzt trotzdem – und auch um die Bußgelder kommen sie nicht herum.

Was haltet Ihr vom Vorgehen der italienischen Behörden? Uns interessiert Eure Meinung! Haben Eure Kinder alle Impfungen erhalten?

Was hältst Du von Bußgeldern für Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen?

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Nadine
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Nadine - Freie Journalistin, Redakteurin sowie Geprüfte Übersetzerin für Italienisch - und Mama einer zweijährigen Kitamaus, die das Leben ganz schön spannend macht.

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