[Rezension] Kaja Ohlsen: Morikoko. A Tale of Foxes, Unicorns & Hats

Der Fuchs Morikoko erlebt viele Abenteuer in einem magischen Wald voller uriger Bewohner. (Foto: Mareike Kuhn)

Max wünscht sich ein Märchen. „Mit Wald und Herbst und Liebe.“ Und so beginnt sein Freund Alex mit seiner Geschichte über einen kleinen, armen Jungen, der von seinem Vater verstoßen wird. Der Junge taugt in dessen Augen zu nichts. Eines Tages, es war schon fast Winter, beschließt der Junge, im Wald verloren zu gehen.

Er irrt viele Stunden durch den Wald. Am Abend kann er einfach nicht mehr weiter und legt sich unter einen Baum. Er friert entsetzlich und erwartet eigentlich, zu sterben. Doch der Baum ist kein normaler Baum. Er ist einer der besonderen Bäume. Um den kleinen Jungen zu retten, verwandelt er ihn in einen Fuchswelpen. Er gibt ihm nicht nur ein warmes Fell, sondern auch einen besonderen Namen: Morikoko.

„Erzähl mir ein Märchen. Mit Wald und Herbst und Liebe.“

Jetzt beginnt das Fantasy-Abenteuer von Kaja Ohlsen so richtig. Morikoko erlebt zusammen mit vier frechen Fuchs-Geschwistern jede Menge Abenteuer in dem zauberischen Wald. Die niedlichen Füchse treffen dabei auf plappernde Steine, die die Zukunft vorhersagen können, auf trotzige Rotkätzchen und auf sich streitende Nobblinge, auf Tuttutrillertrippelhörnchen und Nektartrödler und ab und an auf fröhlich trötende Moosifanten.

Das sind nur einige wenige der urigen Wesen, mit denen Ohlsen den Wald bevölkert. Was den Erfindungsreichtum an magischen Figuren angeht, steht sie einem Michael Ende oder Walter Moers in nichts nach. Zugleich schafft es Ohlsen mit Worten, den Leser mitten in einen Wald mit duftenden Blumen und Wiesen, mit plätschernden Bächen und moosigen Steinen zu versetzen.

Hohes Sprachlevel – trotzdem auch für Kids zugänglich

Es ist aber nicht alles eitel Sonnenschein in diesem Zauberwald. Im ersten Teil des Romans tauchen unheimliche Gestalten wie die Urtiefe auf, bei der man sich am besten so schnell wie möglich aus dem Staube machen sollte. Vor allem aber der zweite Teil ist ein gutes Stück ernsthafter. Der mittlerweile erwachsene Morikoko muss viel Kummer und Einsamkeit wegstecken.

Schließlich wird er vor die schwierigste Aufgabe überhaupt gestellt: Er muss den Wald retten. Wenn das schief geht, muss der Wald sterben und alles Leben in ihm. Gleichzeitig muss Morikoko die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen. Glücklicherweise hilft ihm ein Gefährte bei allem – ein arrogantes Pony mit Hut.

Ohlsen hat mit ihrem Fuchs Morikoko eine Figur geschaffen, in die sich Teenager gut hineinversetzen können. Die fesselnde Geschichte ist obendrein mit etwas Liebesknistern garniert. Ihr Sprachstil dürfte aber nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene ansprechen. Manche Sätze sind ihr so schön gelungen, dass man sie sich gleich mehrmals hintereinander auf der Zunge zergehen lassen möchte.

Trotz dieses hohen Sprachlevels eignet sich das Fantasy-Märchen auch für Kinder im Grundschulalter. Vor allem der erste Teil mit den Erlebnissen des kleinen Fuchskindes spricht auch die kindliche Fantasie an. Die vielen kleinen Abenteuer sind in sich abgeschlossen. Von der Länge her eignen sie sich gut als kleine Vorlesegeschichten. Da nach dem ersten Teil ein deutlicher Schnitt kommt, kann man hier einfach aufhören mit einer typischen Happy-End-Märchen-Schlussformel: Und die Füchse lebten noch lange glücklich und vergnügt zusammen.

Bibliografische Angaben:

Titel: Morikoko. A Tale of Foxes, Unicorns & Hats
Autorin: Kaja Ohlsen
Verlag: Books on Demand
Umfang: 304 Seiten
ISBN13 9783748110736
Preis: 9,99 Euro (Paperback), 3,99 Euro (E-Book)
Altersempfehlung: 1. Teil eignet sich als Vorlesegeschichten für Kinder im Grundschulalter. Das Buch insgesamt ist eher für Teenager geeignet.

 

Mareike
Über Mareike 25 Artikel
Freie Journalistin und Redakteurin, ab und zu auch Proofreaderin für ein Übersetzungsbüro. Außerdem Mama eines Dreijährigen, der sie liebend gern auf Trab hält.

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