[Rezension] Was ist Intergeschlechtlichkeit? “PS: Es gibt Lieblingseis” erklärt Kindern ein komplexes Thema

Das Bilderbuch bringt Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter das Thema Intergeschlechtlichkeit näher. (Foto: Mareike Kuhn)

In Deutschland gibt es offiziell nicht nur zwei, sondern drei Geschlechter. Wer Stellenanzeigen liest, stößt daher immer häufiger auf Kürzel wie (m/w/d). Neben den Abkürzungen für männlich und weiblich ist ein „d“ für „divers“ getreten. Mitunter steht dort aber auch ein „i“ oder ein „x“. Mit all den neuen Buchstaben sollen sich intergeschlechtliche Menschen angesprochen fühlen. Menschen also, die mit Geschlechtsmerkmalen geboren wurden, die nicht in die Schubladen von „männlich“ oder „weiblich“ passen.

Ein Erwachsener kann sich dank Internet relativ schnell und umfassend über dieses Thema informieren. Nur wie erkläre ich das meinem Kind, wenn es eines Tages aus der Schule oder aus dem Kindergarten kommt und fragt: „Du Mama, was ist eigentlich Intergeschlechtlichkeit?“ Kann Kindern dieses schwierige aber wichtige Thema überhaupt in einfachen Worten erklärt werden?

Genau das schafft Luzie Loda in ihrem Bilderbuch „PS: Es gibt Lieblingseis“. Das Buch handelt von dem Kind Bella, das intergeschlechtlich ist. Bella ist schon ganz aufgeregt. Heute ist ein großer Tag – er wird eingeschult. Er freut sich auf die Schule, doch der Anfang gestaltet sich für ihn schwieriger als gedacht. Das fängt schon bei den nach Mädchen und Jungen getrennten Toiletten an. Welche muss Bella nutzen, wenn er mal muss? Bella wird trauriger und trauriger. Er weiß einfach nicht, wo eigentlich sein Platz in der Schule ist. Bis sein Papa einige Tage später in die Klasse kommt und ein Experiment startet.

Buch eignet sich toll für den Unterricht

Luzie Loda verdeutlicht einfühlsam und dabei für Kinder leicht verständlich, wie sich intergeschlechtliche Menschen fühlen, auf welche kleinen und großen Hürden sie im Alltag und im Umgang mit anderen Menschen stoßen. Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter können sich gut in Bella und seine Klassenkameraden hineinversetzen. Denn die Geschichte spielt in ihrer Lebens- und Erfahrungswelt: in der Schule und im Klassenverband, mit Spielen und Liedern, die sie kennen.

Als ich aufgerufen werde, meint Jola: “Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir das kleine Mädchen mit dem Zauber T-Shirt herbei.” “Das stimmt nicht. Ich bin weder klein noch ein Mädchen.” In der Klasse ist es plötzlich mucksmäuschenstill.

Die einzelnen Szenen sind kurzgehalten. Loda braucht nicht viele Worte, um zu schildern, was Intergeschlechtlichkeit nun eigentlich ist. Sie hat damit ein Thema aufgegriffen, das in großen Teilen unserer Gesellschaft leider immer noch als Tabuthema behandelt wird. Die Bundesregierung geht davon aus, dass in Deutschland rund 160.000 intergeschlechtliche Menschen leben. Ein Drittel davon identifiziert sich demnach nicht mit der im Geburtenregister beurkundeten Geschlechtsangabe.

Im Anhang finden sich weitere Infos und Anregungen, wie man mit Kindern über das Buch und über Intergeschlechtlichkeit sprechen kann. Das Bilderbuch kann auch sehr gut im Unterricht in der Grundschule eingesetzt werden. Lehrkräfte und Pädagog*innen finden weitere Unterrichtsmaterialien bei der Bildungsinitiative Queerformat.

Bibliographische Angaben

Autorin/Illustratorin: Luzie Loda

Verlag: Marta Press

Umfang: 44 Seiten, durchgehend farbig illustriert

ISBN: 978-3-944442-46-4

Preis: 16,00 € (D), 18,00 € (AT), 20,00 CHF UVP (CH)

Empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahren

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Mareike
Über Mareike 25 Artikel
Freie Journalistin und Redakteurin, ab und zu auch Proofreaderin für ein Übersetzungsbüro. Außerdem Mama eines Dreijährigen, der sie liebend gern auf Trab hält.

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