Zip wohnte noch nicht einmal ein halbes Jahr bei uns, als sein Bruder dazugekommen ist. Bruder ist dabei wörtlich zu nehmen, denn beide haben dieselbe Mama und höchstwahrscheinlich denselben Katervater.
Mit dem kleinen Fellbündel zog allerdings auch eine Großfamilie Flöhe mit ein. Zum Glück bleiben diese Biester ihrem Wirt treu und mögen keine Menschen. Sein großer Bruder war glücklicherweise dank Spot-on-Präparat gegen Flohbefall geschützt. Er hatte alle Hände, besser gesagt Zunge, voll zu tun, um sein Brüderchen vom Flohzirkus zu befreien. Er hat ihn von den Ohren- bis zur Schwanzspitze abgeschleckt und geputzt. Verständlich – wer möchte schon zusammen mit einem verflohten Etwas im Körbchen kuscheln.
Der kleine Flohuntermieter bekam von uns den Namen Jos verpasst. Jos ist im Belgischen eine Kurzform von Josef. Witzigerweise muss jeder, der Jos zum ersten Mal sieht und seinen Namen hört, losprusten oder schmunzeln. Bei den – im Prinzip ulkigeren – Namen Zip oder Zushi zuckt keiner auch nur mit der Augenbraue…
Kater Jos – Ein wahrer Draufgänger
Jos und Zip waren in den ersten Monaten unzertrennlich. Wo Zip war, war auch Jos. Egal, wo sich Zip einen Schlafplatz gesucht hat – Jos kam ständig an und schmiegte sich eng an seinen Bruder. Zip habe ich mitunter auch als Fläschchenwärmer zweckentfremdet. Ich musste Jos nämlich zunächst alle paar Stunden Katzenmilch einflößen, da er noch nicht selbstständig essen konnte.
Der Grund war, dass die Katzenmamabesitzerin ihre Katze sterilisieren lassen wollte, bevor diese wieder reif für einen neuen Wurf war. Also mussten die beiden Jungtiere so früh wie möglich weg, da es sonst mit dem Stillen problematisch geworden wäre. Zum Glück hatten wir Zip als liebevollen Ersatzpapa.
Zip hat seinem kleinen Bruder aber auch die Hackordnung dieser Familie deutlich gemacht. Mitunter so deutlich, dass ich dazwischengegangen bin, wenn Zip den Kleinen für meinen Geschmack zu hart in den Nacken gebissen hat. Bis ich den Ratschlag bekam: Lass sie mal machen. Solange kein Blut fließt, ist alles gut und normal. Das machen Katzenmamas genauso, wenn sie ihre aufmüpfigen Kids zur Räson bringen wollen.
Heute, gut sechs Jahre später, sind die Rollen in manchen Situationen vertauscht. Jos lässt gerne mal den Alpha-Kater raushängen. Er triezt seine Brüder, wo er nur kann. Er liegt mittlerweile auch nicht mehr dicht an Zip gekuschelt, sondern am liebsten dort, wo es sich sein Bruder gerade gemütlich gemacht hat. Da fliegen beim „Verzieh dich“-Raufen auch schon mal die Katzenhaare.
Jos ist aber nicht nur drinnen, sondern auch draußen ein wahrer Draufgänger. Wie oft ist mir nicht der Atem gestockt, wenn ich unseren kleinen Kater über die Straße schlendern sah. Ein Zebrastreifen scheint aus Katzensicht der perfekte Platz zu sein, um sich mal eben zu putzen.
Jos ist aber nicht nur der mit Abstand kühnste unserer drei Kater. Er ist auch der Gesangs-Superstar. Zip erinnert eher an eine kaputte Badente, wenn er miaut. Zushi miaut nicht, er piepst. Jos dagegen hat ein großes Repertoire an fröhlichen und melodiösen Miau-Lauten.
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