Ende Mai wurden in Bochum zwei Frauen vom Blitz getroffen. Eine 23-Jährige musste reanimiert werden, die andere Frau wurde schwer verletzt. Anfang Juni gab es einen Blitzeinschlag auf dem Gelände des Stuttgarter Flughafens. Ein Vorfeldmitarbeiter kam mit leichten Verletzungen davon. Ein knappes Jahr zuvor hingegen starb eine alleinerziehende Mutter aus den USA bei einem Blitzeinschlag unterhalb des Matterhorn-Gipfels. Wo aber ist man bei einem Gewitter wirklich sicher? Und wie kann man im Ernstfall anderen helfen? Laut DRK sind die Wiederbelebungschancen für Blitzopfer gut – wenn sie denn schnell erfolgten.
In einer Pressemitteilung des DRK gibt der DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin Tipps zum richtigen Verhalten bei einem Gewitter.
Der beste Schutz: Häuser mit Blitzableiter und Autos
Ziehe ein Gewitter auf, sei man in einem Haus mit Blitzableiter am sichersten. Doch auch Autos, Wohnmobile oder die Kabine einer Baumaschine seien ähnlich sicher, so der DRK-Arzt. Die metallische Konstruktion wirke wie ein Faradayscher Käfig. Das bedeutet, dass man sich in einer rundum geschlossenen Hülle aus Blech befindet, die aufgrund ihrer Beschaffenheit wie eine elektrische Abschirmung wirkt. Einschlagende Blitze werden somit abgeleitet. Allerdings sei es wichtig, die Fenster zu schließen, um wirklich geschützt zu sein.
Im Freien muss man sich klein machen
Was aber, wenn kein Unterschlupf zur Verfügung steht? Was, wenn das schützende Haus oder das Auto zu weit entfernt ist, wenn das Gewitter aufzieht? Dazu Prof. Peter Sefrin: “Wird man unterwegs vom Gewitter überrascht, gilt die Faustregel: Nicht der höchste Punkt in der Umgebung sein.” Das bedeute, sich klein zu machen. So klein wie möglich. Eng zusammen stehende Füße, in die Hocke gehen, das Gewicht auf die Fußballen verlagern, die Knie mit den Armen umschlingen. Wenn es möglich sei, solle man eine Bodenmulde suchen. Nirgendwo anlehnen – auch nicht in Scheunen oder Hütten! Dort solle man in die Mitte des Gebäudes gehen und ebenfalls die Hockestellung einnehmen. Bergspitzen, Aussichtstürme sowie einzelne Bäume oder Baumgruppen sollten gemieden werden. In der Nähe von Wäldern hingegen seien der Waldrand oder besonders hohe Bäume immer zu meiden. Nur im Inneren eines Waldes mit gleichmäßig hohen Bäumen sei man vor einem direkten Blitzeinschlag einigermaßen sicher.
Wasser, weite Ebenen und Metall unbedingt vermeiden
Und im Wasser? Auf keinen Fall! Der Kopf bilde, so äußert sich Prof. Dr. Sefrin, den höchsten Punkt im Umkreis. Damit sei er ein sehr wahrscheinliches Ziel für den Blitz. Wasser leite außerdem die Energie des Blitzes. Gleiches gelte für Metall. Radfahrer sollten deshalb absteigen und sich von ihrem Rad entfernen. Überhaupt müsse man sich jeder Form von Metall entledigen. Regenschirme und metallene Wanderstöcke gehörten weit weg. In der Nähe von Masten, Antennen oder Metallzäunen dürfe man sich ebenfalls nicht aufhalten. Der Abstand muss dabei so groß wie möglich sein. Denn auch wer nicht direkt vom Blitz getroffen werde, so ermahnt der DRK-Arzt, könne verletzt oder getötet werden: “Dort, wo der Blitz einschlägt, verteilt sich die elektrische Energie kreisförmig und im Erdreich und kann auch im Umkreis Schaden anrichten.”
Für Helfer besteht nach einem Blitzeinschlag keine Gefahr!
Je schneller dem Opfer eines Blitzeinschlags geholfen wird, umso größer ist übrigens seine Überlebenschance. Für Helfer bestehe – anders als bei anderen Elektrounfällen – nach einem Blitzeinschlag keine Gefahr. Doch was tun? Laut Sefrin könne man bei einem bewusstlosen Blitzopfer nichts falsch machen. Bei einem Kreislaufstillstand solle man sofort mit der Wiederbelebung beginnen. Und so geht’s: “Drücken Sie 30mal mit dem Handballen das Brustbein ca. 5-6 cm tief ein, und zwar mit einer Frequenz von 100 -120 Mal pro Minute. Es folgen zwei Atemspenden im Wechsel.” Erhalte ein Blitzopfer in den ersten fünf Minuten nach dem Einschlag Hilfe, seien die Wiederbelebungsmaßnahmen in mehr als 80 Prozent der Fälle erfolgreich. Möglich sind als Folgen des Blitzeinschlags jedoch auch Verbrennungen, Knochenbrüche oder Verletzungen nach Stürzen. Auch diese müssten versorgt werden.
Und hier blitzt es am häufigsten…
Ein Blitz kann übrigens eine Spannung von mehreren 100.000 Volt haben und Temperaturen von bis zu 30.000 Grad entwickeln. Das Gebiet in Deutschland, in dem es im Jahr 2016 im Verhältnis am häufigsten blitzte, war der Landkreis Wesel in Nordrhein-Westfalen. Dort wurden auf einer Fläche von etwas mehr als 1000 Quadratkilometern 4297 Erdblitze gezählt. Es folgten die Stadt Aschaffenburg (Bayern) und der Kreis Borken (ebenfalls Nordrhein-Westfalen). Das ergab eine Auswertung des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. Grundsätzlich schlug der Blitz im bergigen Süden Deutschlands häufiger ein als im Norden. Besonders der Schwarzwald ist eine Gegend, in der es oft zu Blitzeinschlägen kommt.
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