In Deutschland versteckt der Osterhase bunte Eier, in Italien ist das Osterfest in erster Linie Schlemmerei und in Irland findet das symbolische Heringsbegräbnis statt. In jedem Land gibt es Besonderheiten, die das dortige Osterfest einzigartig machen – auch in kulinarischer Hinsicht. Denn fast überall gibt es Süßigkeiten oder bestimmte Gerichte, die (fast) nur an Ostern auf den Tisch kommen.
Ostern in Deutschland: Der Osterhase hat viel zu tun
Bereits kurz nach Karneval taucht er in den meisten Geschäften auf: Der Osterhase. Einige tragen eine rote Schleife um den Hals, wieder andere zwinkern Kindern und Erwachsenen zu. Tausendfach tauchen sie plötzlich zusammen mit vielen bunten Eiern auf und erzählen von einer der wohl bekanntesten deutschen Traditionen: Der Eiersuche. Am Ostersonntag hat der Osterhase viel zu tun. Früh morgens hüpft er durch die Gärten und versteckt viele bunte Eier, die vor allem Kinder aber erst einmal finden müssen. Mit Körbchen in der Hand wird hinter Bäumen und Sträuchern gesucht. Der Osterhase lässt sich meist nicht lumpen und versteckt meist auch einen Schokoladenhasen. Von ihm selbst bleibt meist keine Spur.
Ebenfalls klassisch für Deutschland: Das Bemalen von Ostereiern. Meist am Karfreitag werden viele Familien künstlerisch tätig. Hühnereier werden ausgepustet, dann bemalt, mit Speckschwarten glänzend gerieben und manchmal auch noch mit Aufklebern verziert. Wiederum andere Eier werden hartgekocht und gefärbt und landen am Ostersonntag auf dem Frühstückstisch. Bereit, um beim kleinen Wettkampf gegeneinander geditscht zu werden. Spitze auf Spitze, Po auf Po – wer zuerst ein kaputtes Ei hat, muss es an den Gewinner abtreten.
Doch eins war da noch, genau: Am Karsamstag gibt es in vielen Gemeinden einen der beliebtesten Treffpunkte überhaupt: Das Osterfeuer. Das wiederum hat einen religiösen Brauch. Oft wird es gemeinsam entfacht, geweiht und anschließend wird an ihm die Osterkerze entzündet – als Symbol für das Licht Christi und das Ende der Fastenzeit.
Ostern in Italien: Hier wird es besonders religiös
Das Osterfest (“Pasqua”) in Italien beginnt am Karfreitag in vielen Orten mit religiösen Prozessionen, bei denen das Kreuz mit Jesus Christus in Schweigeprozessionen durch viele Gemeinden getragen wird. Höhepunkt des kirchlichen Osterfestes ist jedoch der Ostersonntag, an dem der Papst auf dem Petersplatz in Rom den Segen “Urbi et Orbi” erteilt. Ostern hat in Italien aber auch fernab der kirchlichen Bräuche seine Traditionen: Kinder erhalten große Ostereier aus Schokolade, die in bunte Folie verpackt sind und im Inneren eine Überraschung verbergen. Da es diese Ostereier in nahezu allen denkbaren Größen gibt, sind auch die Überraschungen vielfältig: von kleinen Figuren zum Zusammenstecken über Barbies und Spielzeuge bis hin zu Stofftieren oder Fanartikeln kann alles darin verborgen sein. Ebenfalls üblich ist es in Italien, eine “Colomba” zu essen. Das ist ein fluffiger Kuchen, der in Form einer Taube gebacken wird, und oft mit Rosinen und Mandeln verziert ist. Verspeist wird er gerne im großen Kreis mit der gesamten Familie und Freunden. Italiener veranstalten entweder zu Hause ein großes, aus mehreren Gängen bestehendes Ostermenü oder gönnen sich ein ausgiebiges Mittagessen im Restaurant. Der Ostermontag, der im Gegensatz zum Karfreitag in Italien ein Feiertag ist, endet zwar ebenfalls oft in ausgiebiger Schlemmerei, ist aber etwas legerer gehalten als der Ostersonntag. Wenn das Wetter es zulässt, gibt es ein Picknick am See oder am Strand und einen netten Spaziergang mit Familie und Freunden.
Ostern in Mexiko: Buntes Treiben zu Flötenmusik
Ganz anders läuft das Osterfest in Mexiko ab. Hier werden die Straßen in bunte Flaniermeilen verwandelt, auf denen oft zu Flötenmusik getanzt wird. Krepppapier in verschiedenen Farben sorgt dafür, dass das Osterfest an ein buntes und fröhliches Volksfest erinnert. Die Osterfeierlichkeiten dauern in Mexiko fast zwei Wochen. Die traditionellen Osterprozessionen sind weniger düster als in Italien. Die Prozessionen in Mexiko erinnern zwar auch an die Leiden und die Kreuzigung Christi, sind aber auch charakterisiert durch üppige Blumendekorationen, viel Obst und Fahnen, die an die Jungfrau Maria erinnern. An den Karsamstagen findet in Mexiko die traditionelle Verbrennung der Judaspuppen statt. Sie sollen den Sieg des Guten und den Niedergang des Bösen symbolisieren. Die Figuren bestehen aus Pappmaschee und ähneln nicht ganz ungewollt manchmal auch unbeliebten Politikern des Landes.
Ostern in Australien: Der Bilby ersetzt den Osterhasen
Das, was der Osterhase für Deutschland ist, ist der Bilby für Australien. Beide Tiere ähneln sich optisch ein wenig. Allerdings sind Wildkaninchen in Australien zu so einer großen Plage geworden, dass Naturschützer in den 90er Jahren damit begannen, für den gefährdeten Kaninchennasenbeutler zu werben. Dieser verdrängte die Hasen aus den Supermärkten und ist längst zum – extrem beliebten – Symbol für das australische Osterfest geworden. Bilby-Maskottchen verteilen Eier in den Fußgängerzonen und Einkaufszentren, es gibt Bilby-Stofftiere und Schokoladen-Bilbys. Außerdem hat der Bilby, der auch ein bisschen an ein Miniatur-Känguruh erinnert, noch einen ganz entscheidenden Vorteil dem Osterhasen gegenüber: Er hat wie ein Känguruh einen Beutel und ist damit für den Eiertransport sozusagen prädestiniert.
Ostern in den Niederlanden: Hier werden Eier “getikkt”
Die Grenznähe zu Deutschland macht sich auch an einigen ähnlichen Traditionen bemerkbar. Auch in den Niederlanden werden Eier aufeinander geschlagen. Das “Eitje tik” wird als typisch niederländischer Brauch bezeichnet, bei dem derjenige als Verlierer gilt, der zuerst ein Ei mit kaputter Schale in den Händen hält. Laut dem Niederlande-Reiseführer www.holland.com soll es im Internet sogar Tipps zur richtigen Strategie geben, um die Eierschale des Gegners zuerst zu zerstören. Auf der Webseite heißt es ganz launig auch: “Laut der Oster-Statistik der niederländischen Boulevard-Zeitung Telegraaf “tikken” 92 Prozent der Niederländer Ostereier. Rund 40 Prozent der Holländer geht auf Ostereiersuche. Doch mit dem Finden scheinen es die Niederländer nicht so genau zu nehmen: Rund ein Drittel der Suchenden spürt nicht mehr alle versteckten Eier auf. Wenn es also im Sommer irgendwo in Haus und Garten nach verfaulten Eiern riecht: Das könnte ein Überbleibsel von Ostern sein.”
Ostern in Irland: Heringe werden zu Grabe getragen
In Irland gibt es zum Osterfest einige Bräuche, die erst einmal kurios wirken: Am Karfreitag darf kein Holz verbrannt oder verarbeitet werden, es darf kein Nagel geschlagen werden und auch das Schlachten von Tieren ist verpönt. Symbolisieren möchte man damit das Gedenken an die Kreuzigung Christi. Am Ostersonntag hingegen findet in einigen Orten das symbolische Heringsbegräbnis statt. Da Heringe in der recht strengen Fastenzeit den Verzehr von Fleisch ersetzen sollen, soll mit ihrem Begräbnis auch die Fastenzeit bis zum kommenden Jahr zu Grabe getragen werden. Das heißt natürlich nicht, dass bis dahin keine Heringe mehr verzehrt werden dürfen…
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