Burberry und Co. vernichten jedes Jahr Kleidung im Millionenwert, um ihre Marken zu schützen. Diese Exklusivität um jeden Preis wird in Frankreich bald ihren Preis haben. Denn Frankreich will die blinde Zerstörungswut der Modeketten stoppen.
Viele Modelabels werfen alljährlich Tonnen an unverkaufter Ware in den Reißwolf. Bevor sie ihre Designerklamotten, Taschen, Schuhe und Co. zu günstigeren Preisen verkaufen, zerstören sie offenbar lieber Kleidung im Millionenwert – um ihren Markenwert zu schützen. Im Modeland Frankreich wird sie das in Zukunft allerdings teuer zu stehen kommen.
Gesetz in Vorbereitung
Frankreich will als erstes Land der Welt die Vernichtung unverkäuflicher Konsumgüter gesetzlich verbieten. Dazu zählen neben Textilien auch Elektroartikel, Hygieneprodukte und andere Waren. Diese sollen stattdessen recycelt oder gespendet werden. Premierminister Edouard Philippe kündigte am Dienstag in Paris an, ein Gesetz zur Kreislaufwirtschaft sei in Vorbereitung. „Eine Weltpremiere“, wie er es nannte.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll dem Ministerrat Anfang Juli vorgelegt werden. Danach muss er die Nationalversammlung und den Senat passieren. Die Vernichtung recycelbarer Waren soll damit ab 2021 verboten werden, die aller weiteren Konsumgüter spätestens 2023, wie der Premierminister sagte.
Neuwaren im Wert von 650 Millionen Euro vernichtet
Allein in Frankreich werden Angaben zufolge pro Jahr Neuwaren im Wert von insgesamt mehr als 650 Millionen Euro vernichtet. Das sei etwa fünfmal mehr als gespendet werden. Philippe bezeichnete diese Gewohnheit von Marken, vom stationären Handel aber auch Onlinehändlern als eine „schockierende Verschwendung“.
Der Gesetzentwurf zur Kreislaufwirtschaft orientiert sich am Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmittelabfällen. Seit gut drei Jahren ist es Supermärkten verboten, noch verzehrbare Lebensmittel zu vernichten. Stattdessen müssen die Waren an Hilfsorganisationen gespendet werden. Verstöße können mit einer Strafe von 3.750 Euro geahndet werden.
Luxuslabel Burberry unter Beschuss
Im vergangenen Jahr geriet das britische Luxuslabel Burberry wegen seiner blinden Zerstörungswut schwer unter Beschuss. Damals wurde bekannt, dass das Unternehmen im Vorjahr nagelneue Kleidung und Kosmetika im Wert von 28,6 Millionen Pfund (32 Millionen Euro) zerstört hat.
Burberry ist damit in guter, besser gesagt in schlechter Gesellschaft. Der Schweizer Luxusuhrenkonzern Richemont beispielsweise soll im vergangenen Jahr Restbestände im Wert von 481 Millionen Euro vernichtet haben. Laut Recherchen der WirtschaftsWoche und Frontal21 vernichtet auch Amazon Waren im großen Stil. Nicht zuletzt die schwedische Modekette H&M und der Schuhhersteller Nike haben in der Vergangenheit diesbezüglich für schlechte Presse gesorgt. Und das nicht nur einmal.
Dieser Beitrag ist Teil unserer Rubrik “Bunt gemischt”. Wir freuen uns, wenn Ihr dort oder in unseren anderen Rubriken etwas stöbert! 🙂
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