[Rezension] “Die kleine Omi” erzählt Geschichten aus der Kindheit

Rezension

Jonna Struwe gibt mit "Die kleine Omi" ihr Kinderbuchdebüt. (Foto: Nadine Jansen)

Habt Ihr schon einmal über den Gartenzaun geschaut? Vielleicht grüßt die ältere Dame von Nebenan immer nur nett. Vielleicht habt Ihr kaum Kontakt – und doch wird sie ein bewegtes Leben haben, aus dem sich interessante Geschichten erzählen lassen. So wie die “kleine Omi”, die neben Max und Lena lebt. Die Stuttgarter Kinderbuchautorin Jonna Struwe lässt sie in ihrem Kinderbuchdebüt “Die kleine Omi” aus ihrer Kindheit in der Nachkriegszeit erzählen.

Darum geht es in “Die kleine Omi”

Eigentlich ist die kleine Omi gar nicht die richtige Oma von Max und Lena. Sie ist vielmehr so etwas wie eine Leihoma. Sie lebt auf der anderen Seite der Hecke, passt manchmal auf Max und Lena auf und hat immer ein offenes Ohr für sie. Doch immer dann, wenn die Kinder etwa streiten, ihr von besonderen Erlebnissen berichten oder sie an ihrem Spiel teilhaben lassen, dann fühlt auch die kleine Omi sich ein stückweit in ihre Kindheit zurückversetzt. Sie erinnert sich an den ersten Schultag Ende der 40er Jahre, erklärt den beiden Geschwistern, warum sie kaum Fahrradfahren kann oder wie sie selbst und ihre Schwester früher auch gestritten haben wie die Kesselflicker.

Dass man sich die “kleine Omi” beim Erzählen so gut vorstellen kann, liegt nicht nur an ihrer lebhaften Erzählweise, sondern auch an den Illustrationen von Beatrice Confuss, die der kleinen Omi Leben einhauchen, ihr Farbe verleihen und den Zeichnungen einen Hauch längst vergangener Jahrzehnte verleihen. Wenn es um die Geschichten aus Omis Kindheit geht und sich Omi mit ihrer Affenschaukeln-Frisur vor einem strengen Dorfpriester wiederfindet, dann achtet die Illustratorin auf jedes Detail. Sogar an die römischen Ziffern auf den Uhren ist gedacht – eben ganz weit weg vom digitalen Zeitalter und hinein in die Kindheit der kleinen Omi.

Ältere Leute haben viel zu erzählen. Sie sind es kaum gewöhnt, sich in den Vordergrund zu drängen, aber es lohnt sich auch für Kinder, mal innezuhalten und älteren Menschen zuzuhören. Wo sonst bekommt man so gute Zeitzeugenberichte wie vielleicht bei der Oma von nebenan?

Episodengeschichten aus dem Alltag

Omis Kindheit wird in “Die kleine Omi” wieder lebendig. Die Geschichten die sie erzählt, entstehen aus Alltagssituationen heraus. In sechs einzelnen Episodengeschichten springt Autorin Jonna Struwe aus dem Leben von Lena und Max hinein in Omis Kindheit. Max und Lena stellen Nachfragen, schweigen aber dann, wenn Omi wieder berichtet. Die Rückblicke in die Kindheit zur Nachkriegszeit sind kindgerecht gehalten und so bildlich erzählt, dass man problemlos in jede Episode eintauchen kann.

Eine fortlaufende Handlung und Cliffhanger gibt es in dieser Geschichte nicht. Doch das brauchen Kinder auch gar nicht immer. Omis Geschichten können zum Nachdenken anregen. Können Kinder inspirieren, ihre Großeltern auch mal nach deren eigener Kindheit zu fragen und eignen sich auch, um etwa mit Freunden oder der Klasse zu diskutieren: Was eigentlich wisst Ihr aus der Kindheit Eurer Eltern oder Großeltern? Wie war das früher? Und fuhren Kinder früher auch schon mit dem Fahrrad zur Schule?

Brückenschlag zur älteren Generation

Ein paar dieser Fragen mag “Die kleine Omi” beantworten. Antworten auf andere Fragen könnten Kinder suchen. Wie einfach es ist, eine Brücke zur älteren Generation zu schlagen, zeigen Max und Lena. Vielleicht muss es nicht gleich eine Leihomi sein, aber es lohnt sich gerade auch für Kinder, sich mit den älteren Menschen in der Nachbarschaft, mal etwas intensiver zu beschäftigen.

Vielleicht bekommen ältere Menschen durch den engen Kontakt zu Kindern eine neue Lebensaufgabe. Ganz sicher aber profitieren beide Seiten davon, wenn man sich näher miteinander beschäftigt. Und vielleicht entsteht daraus sogar eine ganz besondere Freundschaft, die durchaus noch viele Jahre halten kann…

Kurz-Einschätzung zu “Die kleine Omi”

Hier kommen vor allem diejenigen auf ihre Kosten, die an Geschichten aus der Vergangenheit interessiert sind. Empfehlenswert für Kinder und Eltern, die auch mal Erzählungen aus dem Alltag lesen und hören wollen, punktet dieses hochwertig gedruckte Kinderbuch zudem noch mit einer besonderen Kleinigkeit: einem Lesebändchen, das bei Kinderbüchern eine Seltenheit ist.

Ein Großteil der Illustrationen in diesem Buch ist bereits koloriert, wiederum andere Bilder jedoch laden Kinder dazu ein, der kleinen Omi noch etwas mehr Farbe einzuhauchen. Entweder in der eigenen Phantasie oder aber mit herkömmlichen Buntstiften. Wer weiß, ob es die auch schon zu Zeiten der kleinen Omi gab? Falls nicht, werden Max und Lena irgendwann vielleicht davon erfahren…

Hier geht es zur Leseprobe des Buches.

Wer steckt hinter “Die kleine Omi”?

Autorin Jonna Struwe, die bereits an ihren nächsten Kinderbüchern arbeitet, bloggt auch. Auf “Expatmamas” schreibt sie über und für Familien, die (vorübergehend) im Ausland leben.

Illustratorin Beatrice Confuss schreibt ebenfalls. Aus ihrem Leben als Dreifachmama berichtet sie auf ihrem gleichnamigen Blog “Beatrice Confuss” – natürlich auch hier teils versehen mit ihren eigenen Zeichnungen.


Weitere Angaben zu “Die kleine Omi”

  • Titel: “Die kleine Omi”
  • Autorin: Jonna Struwe / Illustratorin: Beatrice Confuss
  • Verlag: Books on Demand
  • Seitenzahl: 60 Seiten
  • ISBN: 978-3-7481-1025-5
  • Preis: 14,99 Euro
  • Empfohlenes Lesealter: ab 5 Jahren / Kitamaus-Einschätzung: zunächst als Vorlesebuch geeignet, ab einem Alter von etwa 8 Jahren auch zum Selbstlesen für Kinder

Zur Webseite des Buches geht es hier.

Ihr interessiert Euch für weitere Kitamaus-Rezensionen? Dann stöbert doch mal in unserer Rubrik Spielzeug & Bücher

 

Nadine
Über Nadine 313 Artikel
Nadine - Freie Journalistin, Redakteurin sowie Geprüfte Übersetzerin für Italienisch - und Mama einer zweijährigen Kitamaus, die das Leben ganz schön spannend macht.

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